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Pressemitteilungen

Römische Münze in Leopoldshöhe gefunden


Einen seltenen Fund hat ein Bielefelder Detektorgänger und Hobby-Archäologe im Baugebiet „Am Gieselmannkreisel“ gemacht: Er fand einen barbarisierten römischen Denar aus der Zeit um Christi Geburt, genauer aus den Jahren 2 vor Christi Geburt bis 4 nach Christi Geburt. Die Münze imitiert einen Denar des Augustus der Caius-Lucius-Serie. Auf der Vorderseite ist ein Porträt des Augustus zu sehen, die Rückseite zeigt Caius und Lucius in Toga mit Schild und Lanze. Die Stempelschneider hatten bei der Herstellung der Prägestempel sicherlich eine entsprechende römische Münze als Modell, doch da sie künstlerisch offensichtlich nicht so geübt waren wie die römischen Kollegen, wurden die Darstellungen auf der Vorder- und Rückseite etwas vergröbert und die Umschriften unlesbar. Bei der Münze handelt es sich um einen Fund der Gruppe I, d. h., sie orientiert sich sehr stark am Original. Der Verbreitungsschwerpunkt dieser Art Münzen liegt bisher im Weserbergland mit einer leichten Streuung in die Norddeutsche Tiefebene. Wie diese Münze auf das Gelände des Baugebietes „Am Gieselmannkreisel“ gekommen ist, ist fraglich. Am Wahrscheinlichsten ist, dass sie jemand verloren hat, wobei keiner der bisher bekannten alten Wege über das Gebiet führt. Die Münze hätte in der heutigen Zeit einen Wert von circa 50 Euro gehabt, für den Eigentümer wird der Wert aber sicherlich weit über dem nominellen Wert gelegen haben.
Der Finder Johannes Brand stammt aus Krefeld und war schon als Kind an archäologischen Ausgrabungen interessiert. Grund hierfür war sicherlich unter anderem, dass er in unmittelbarer Nähe des römischen Kastells Gelduba, heute Krefeld-Gellep, lebte. Doch auch als er aus beruflichen Gründen nach Bielefeld zog, ließ ihn die Begeisterung nicht los. Vor sechs Jahren kaufte sich Johannes Brand dann einen Detektor und sucht seitdem regelmäßig Äcker und Felder in der Umgehung ab. Wichtig ist ihm hierbei, dass er nur auf frisch abgeschobenen oder gepflügten Flächen unterwegs ist. Äcker, die gerade bepflanzt oder noch nicht abgeerntet wurden, sind für Johannes Brand tabu. Ebenfalls zu beachten gilt es, dass Detektorgänger eine Genehmigung der Oberen Denkmalbehörde einholen, bevor sie ihr Gerät einsetzen. Der Finder hat in den letzten sechs Jahren schon einiges gefunden. Oft handelt es sich allerdings auch um Zivilisationsmüll, der so als positiver Nebeneffekt von den Äckern und Feldern entfernt wird. Herr Brand hat bei seinen Detektorgängen immer einen Eimer dabei, damit er alte Kronenkorken, Dosenlaschen und ähnliches gleich entsorgen kann.
Im Rahmen der Erschließung neuer Baugebiete ist es besonders günstig, wenn die obere Erdschicht schon abgeschoben wurde, da der Zivilisationsmüll damit schon entfernt wurde und es so leichter ist, die interessanteren Schichten zu untersuchen. Hier in Leopoldshöhe war das ebenfalls der Fall. Nachdem die Bagger zuvor 40 cm des Bodens abgeschoben hatten, konnte der Finder die Münze in circa zehn Zentimetern Tiefe gut orten. Ihm war klar, dass er einen bedeutenden Fund gemacht hatte und gab die Münze deshalb an das Lippische Landesmuseum in Detmold weiter. Hier untersuchte sie Dr. Elke Treude, Bodendenkmalpflegerin und stellvertretende Leiterin des Lippischen Landesmuseums. Bei der Münze handelt es sich um einen ganz besonderen Fund, da hier in der Gegend noch wenig Fundmaterialien entdeckt wurden. Eine weitere Untersuchung des Geländes durch die Bodendenkmalbehörde ergab im Übrigen allerdings keine weiteren Funde. Dr. Elke Treude ist es besonders wichtig, dass Funde gemeldet und zur Dokumentation übergeben werden. Nur so ist es möglich, Verbreitungsbilder genauer zu lokalisieren und das bereits vorhandene Mosaik um ein weiteres Teilchen zu ergänzen, um so die noch offenen Fragen einen kleinen Schritt weit mehr klären zu können. Funde, die keine oder eine geringe wissenschaftliche Bedeutung haben, werden genau erfasst und sodann an den Finder bzw. die Finderin zurückgegeben. Funde mit besonderer wissenschaftlicher Bedeutung hingegen, werden mit der Entdeckung Eigentum des Landes. Denjenigen, die ihrer Melde- und Ablieferungspflicht nachgekommen sind, soll jedoch eine angemessene Belohnung in Geld gewährt werden. Seitens der Gemeinde Leopoldshöhe erhielt Johannes Brand eine Taschenlampe, damit er auch in der dunklen Jahreszeit weiterhin seinem Hobby nachgehen kann.
Die Münze wird nun in das Münzkabinett des Lippischen Landesmuseums in Detmold aufgenommen.