Hindernisse und Schwierigkeiten sind Stufen, auf denen wir in die Höhe steigen. (Friedrich Nietzsche)
Liebe Mitbürgerinnen und liebe Mitbürger,
die Weihnachtszeit und der Jahreswechsel stehen kurz bevor. Die Straßen werden von der Weihnachtsdekoration mit Licht erhellt und auch der Marktplatz strahlt in der Dunkelheit. Wir machen uns Gedanken, was wir unseren Lieben schenken können und wie wir die Weihnachtstage verbringen werden. In dieser besinnlichen Adventszeit nutze ich die Gelegenheit, um das Jahr 2021 Revue passieren zu lassen. Ein Jahr, von dem wir alle hofften, dass es uns wieder ein Stück mehr Normalität bringen würde. Leider war diese Hoffnung trügerisch.
Denn auch 2021 war vor allem doch wieder von einem Thema geprägt: Corona! Nachdem noch im Dezember 2020 die ersten Impfungen erfolgt sind und dann im Laufe dieses Jahres das Impftempo Fahrt aufnahm, keimte echte Hoffnung auf, dass wir Corona zwar nicht gleich besiegen, aber doch wieder zu einem halbwegs normalen Leben zurückkehren können. Und dies wäre nach den für uns alle so harten Einschränkungen der ersten Corona-Wellen so wichtig gewesen. Tatsächlich kehrte auch ein Stück weitgehende Normalität zurück. Vieles war wieder möglich, was wir lange Zeit vermisst haben. Konzerte, Sport- und Vereinsveranstaltungen, Urlaubsreisen und vieles mehr. Auch die Sitzungen politischer Gremien konnten wieder weitgehend normal stattfinden. Ein wichtiges Signal für das Funktionieren unserer demokratischen Institutionen. Der Betrieb in den Schulen und Kindertagesstätten in Leopoldshöhe lief wieder an. Dies war für die Kinder, aber auch für Eltern, Lehrkräfte, Erzieherinnen und Erzieher ein wichtiges Zeichen nach den Corona-bedingten Einschränkungen. Die Gemeinde hat hier in den Corona-Monaten verschiedene Maßnahmen ergriffen, um einen möglichst problemlosen Betrieb sicherzustellen. Da, wo es notwendig, möglich und sinnvoll war, wurden Luftreinigungsgeräte aufgestellt. Auch die digitale Ausstattung der Schulen ist in dieser Zeit einen großen Schritt vorangekommen. Mit den angeschafften digitalen Endgeräten konnten Schülerinnen und Schüler gut versorgt werden, um auch einen funktionierenden Online-Unterricht sicherzustellen. Auch gibt es seit diesem Jahr einen IT-Hausmeister für die Schulen. Sicher sind in Zukunft noch weitere Maßnahmen notwendig. Wir werden diesen Weg weitergehen, um unsere Bildungseinrichtungen, auch unter diesen besonderen Umständen, zukunftsfit zu machen.
Mittlerweile sehen und hören wir in den Nachrichten wieder von steigenden Fallzahlen, von extrem hohen Inzidenzen, von überbelegten Intensivstationen und auch von der wachsenden Zahl von Menschen, die an und mit Covid 19 sterben. Virus-Mutationen, von denen wir noch nicht wissen wie sie sich auswirken, geben Anlass zu großer Besorgnis. Und diese Entwicklung führt nun leider dazu, dass wir aktuell wieder mit Einschränkungen in unserem Alltag leben müssen. Ein weiteres Mal steht ein Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen vor der Tür. Weiterhin sind wir alle aufgerufen, verantwortungsvoll, diszipliniert und solidarisch mit dieser Situation umzugehen. Nur so wird es uns gelingen, Corona irgendwann hinter uns zu lassen.
Doch es gibt noch weit mehr Ereignisse und Themen, die uns in diesem Jahr beschäftigt und begleitet haben.
Die Hochwasserkatastrophe im Sommer hat ganz Deutschland erschüttert. In der Eifel, an der Ahr und in weiteren Gebieten haben Menschen in wenigen Stunden alles verloren und standen vor den Trümmern ihrer Existenz. Wir mussten Bilder sehen und ertragen, die es so in Deutschland seit dem Krieg noch nicht gegeben hat und die uns nicht mehr loslassen werden. Mehr als 180 Menschen haben ihr Leben verloren. Aber in diesen dramatischen Zeiten gab es auch andere Bilder. Bilder von Hilfsbereitschaft, Solidarität und Mitmenschlichkeit. Menschen aus allen Teilen Deutschlands haben alles stehen und liegen gelassen, um den Betroffenen dabei zu helfen, dass das Leben weitergehen kann. Aber auch die großzügige Hilfe mit Sach- und Geldspenden haben Rekordhöhen erreicht. Corona ist dabei in den Hintergrund gerückt und es ist wieder einmal deutlich geworden, dass wir einander brauchen, um gegenseitig Verantwortung füreinander zu übernehmen, uns an die Hoffnung zu erinnern und eine Perspektive aufzuzeigen. Auch Leopoldshöherinnen und Leopoldshöher waren regelmäßig vor Ort, um beim Aufräumen und beim Wiederaufbau zu unterstützen. An dieser Stelle möchte ich mich bei allen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern für den Einsatz und die Hilfsbereitschaft bedanken. Nach wie vor bleibt in den Gebieten viel zu tun, der Wiederaufbau wird noch lange dauern und unsere Hilfe und Unterstützung ist weiterhin dringend notwendig.
Diese beispiellose Katastrophe zeigt uns aber auch wieder mehr als deutlich, welche Auswirkungen der Klimawandel mittlerweile zeigt. Diese für die ganze Welt existenzielle Situation braucht Antworten und Lösungen. Mit großen Hoffnungen und Erwartungen haben daher Menschen in aller Welt auf den diesjährigen Weltklimagipfel geschaut. Viele hatten mehr von diesem Gipfeltreffen erwartet. Wir hoffen aber alle, dass die Verantwortlichen den Ernst der Lage erkennen und die notwendigen Schritte einleiten, um den Klimawandel zu stoppen oder zumindest erst einmal zu verlangsamen. Es ist schon lange nicht mehr nur fünf vor zwölf! Dies stellt alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Aber es sind nicht nur die Regierungen oder die Industrie, die hier handeln müssen. Wir alle sind aufgerufen, in unserem Umfeld etwas zu tun. Denn es sind oftmals auch kleine Schritte, mit denen wir etwas verbessern oder ändern können. Das gilt auch für die Kommunen. In der Gemeindeverwaltung Leopoldshöhe wurde in diesem Jahr eine Stabsstelle Klimaschutz und Mobilität eingerichtet. Hier wird nun an zentraler Stelle an neuen Ideen, an Problemlösungen und sonstigen Maßnahmen im Bereich Klimaschutz und Mobilität gearbeitet, zusammen mit weiteren Stellen, Behörden und natürlich der Politik.
Weltweit war im August die Situation in Afghanistan ein weiteres Thema, dass uns alle beschäftigt hat. Nach dem Abzug der internationalen Nato-Truppen haben nach über 20-jährigem verlustreichen Einsatz innerhalb kürzester Zeit die radikal-islamischen Taliban wieder die Macht im Land übernommen und viele Menschen in die Flucht getrieben. Fotos von überfüllten Militärflugzeugen am Kabuler Flughafen gingen um die ganze Welt. Bilder von Menschen, die in Angst und Panik versuchten, noch den letzten offenen Fluchtweg zu nutzen. Die Situation der Menschen, die in Afghanistan bleiben müssen, erfüllt uns mit großer Sorge. Es ist zu erwarten, dass die neuen Machthaber das Rad zurückdrehen und viele der in den letzten Jahren erreichten Fortschritte für die Menschen in Afghanistan wieder zunichtegemacht werden. So ist zu erwarten, dass der Flüchtlingszuzug aus Afghanistan wieder zunehmen wird. Dies erinnert uns daran, dass Flucht und Vertreibung immer noch ein großes Menschheitsproblem ist und auch bleiben wird. Menschen werden sich auch in Zukunft auf den Weg machen, um Ruhe, Sicherheit und Frieden in anderen Ländern, insbesondere aber auch in Europa zu finden. Auch Leopoldshöhe wird weiterhin Geflüchtete oder Vertriebene aufnehmen. Empfangen wir sie auch in Zukunft mit offenen Armen und offenen Herzen.
2021 ist eine Ära zu Ende gegangen, die „Ära Merkel“. Nach 16 Amtsjahren voller großer Herausforderungen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel am 8. Dezember 2021 das Kanzleramt verlassen und an ihren Nachfolger Olaf Scholz übergeben. Mit ihrem ruhigen, sachlichen und unaufgeregten Politikstil hat Angela Merkel als erste Frau im Kanzleramt das Land durch manche Krise gesteuert und in der Tat auch eine Ära geprägt. Nach vier Amtszeiten hat sie bereits frühzeitig ihren Rückzug aus der aktiven Politik angekündigt. Am 26.09.2021 wählten die Deutschen dann einen neuen Bundestag. Nach einem spannenden Wahlkampf ging sicherlich etwas überraschend die SPD als Siegerin aus der Wahl hervor. Zusammen mit Bündnis 90/Die Grünen und der FDP wird nun erstmals eine Koalition aus drei Parteien, die sogenannte Ampelkoalition, die Geschicke unseres Landes führen. Die neue Regierung steht vor großen Herausforderungen, von denen Corona nur eine ist. Die Klimapolitik ist, wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, ein weiteres und existentielles Thema. Genauso wird die neue Regierung sich mit zahlreichen internationalen Krisenherden befassen müssen, nicht nur an weit entfernten Orten, sondern auch quasi vor unserer Haustür. Ich denke hier z.B. an die besorgniserregende Lage in der Ukraine.
Uns beschäftigt aber nicht nur die große Politik und die Geschehnisse in der weiten Welt, sondern wir schauen auch auf das, was uns in Leopoldshöhe bewegt. Und da ist so Einiges.
Eingegangen bin ich schon auf die Schulen und Kitas in der besonderen Corona-Situation. Aber auch darüber hinaus investieren wir im Moment sehr viel in unsere Bildungseinrichtungen. Der neue Anbau an unserer Felix-Fechenbach-Gesamtschule macht gute Fortschritte. Damit zusammenhängend werden dann in absehbarer Zeit auch Baumaßnahmen in den beiden Grundschulen anstehen, um hier moderne und zweckmäßige Raumlösungen zu verwirklichen. Und, wie schon erwähnt, richten wir unser besonderes Augenmerk auch auf die digitale Ausstattung der Schulen.
In direkter Nachbarschaft zur Gesamtschule finden derzeit die Bauarbeiten zur Sanierung des Sportplatzes statt. Hier entsteht dank Fördermitteln des Landes NRW ein modernes Sport- und Freizeitzentrum für den Vereins- und den Schulsport. Im Sommer des nächsten Jahres wird die feierliche Eröffnung mit einem „Tag des Sportes“ erfolgen. Auf dem alten Sportplatz in Greste planen engagierte Jugendliche einen Skater-Park. Noch stehen wir hier im Genehmigungsverfahren, sind aber zuversichtlich, dass es im nächsten Jahr mit den Baumaßnahmen losgehen kann. Es gab im Vorfeld einige Diskussionen mit Anwohnern und Anwohnerinnen, die in verschiedenen Gesprächen ihre Bedenken geäußert haben. Diese Bedenken nehmen wir ernst und sie werden im Genehmigungsverfahren Berücksichtigung finden. Aber ich bin sicher, dass es ein gutes Miteinander geben kann und die Skateranlage so gebaut und betrieben wird, dass sich Beeinträchtigungen in Grenzen halten.
Ein großes Projekt ist die Entwicklung des Quartiers „Brunsheide“. Hier soll im Rahmen eines derzeit laufenden städtebaulichen Wettbewerbs ein neues Wohnquartier zwischen den Ortsteilen Schuckenbaum und Leopoldshöhe entstehen. Es ist ein innovatives Projekt, dass eine Diskussion über die Wohnformen der Zukunft angestoßen hat. Ein wesentlicher Punkt ist dabei für die Gemeinde, dass hier u.a. auch Mietwohnungen entstehen. Denn die Nachfrage nach Mietraum, insbesondere nach bezahlbaren Mietwohnungen ist in Leopoldshöhe groß. Alle Fraktionen im Rat der Gemeinde sind sich einig, dass die Planung für dieses Gebiet klar auch in diese Richtung gehen muss. Dies hat in der Anwohnerschaft Besorgnis geweckt. Die Besorgnis richtet sich auf die Höhe der Gebäude, aber auch auf Punkte wie Verkehrsbelastung und Parkraum. Auch hier kann ich versichern, dass die Sorgen der Anwohner und Anwohnerinnen ernst genommen werden. Zahlreiche Gespräche haben hier bereits stattgefunden. Ich bin überzeugt, dass im Wettbewerbsverfahren von den beteiligten Büros Vorschläge erarbeitet werden, die die Befürchtungen, Anregungen und Wünsche berücksichtigen und das am Ende des Tages eine gute, tragfähige und für alle Seiten akzeptable Lösung gefunden wird.
Weitere Themen kann ich hier nur kurz anreißen. Der Breitbandausbau in Leopoldshöhe geht voran, wenngleich manchmal etwas schleppend. Hier wird sich die Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten weiter einsetzen, um diese wichtige Infrastrukturmaßnahme voranzubringen. Straßenbau und –sanierung sind Punkte, die uns Jahr für Jahr beschäftigen. Derzeit läuft, für jedermann gut sichtbar, der Ausbau der B66 in Asemissen, eine Maßnahme des Landesbetriebs Straßen NRW. Mit Maßnahmen zur Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Personennahverkehrs befassen wir uns ebenso wie mit dem Ausbau und der Verbesserung des Radverkehrsnetzes in Leopoldshöhe. Weiterhin steht die Suche nach einem zweiten Standort für die Feuerwehr im Ortsteil Asemissen auf der Agenda.
LEADER war 2021 ein weiterer Punkt und wird es auch 2022 sein. In den „3L-Kommunen“ Lage, Lemgo und Leopoldshöhe wurden in den letzten Jahren zahlreiche Projekte verwirklicht, die mit Fördermitteln aus dem LEADER-Programm unterstützt wurden. Als eines der größten Projekte in Leopoldshöhe steht noch das LEADER-Projekt „Heimathof“ auf dem Programm, mit dem der Heimathof Leopoldshöhe fit für die Zukunft gemacht werden soll. Bestandteil dieses Projektes sind u.a. auch Baumaßnahmen am Heimathof sowie die Umsetzung verschiedener Projekte im Bereich Umweltbildung und Naturschutz. Corona hat hier zu Verzögerungen geführt, aber ich bin sicher, dass es 2022 vorangeht. Die laufende Leader-Periode endet 2022, aber danach soll es mit 3L weitergehen. Alle drei beteiligten Kommunen haben mittlerweile erklärt, sich auch für die kommende Förderperiode zu bewerben. Auch für die neue Förderperiode würde ich mich über interessante und ambitionierte Projektideen freuen.
Auf ein schönes Projekt möchte ich abschließend noch kurz eingehen. Über viele Monate stand das Café auf dem Marktplatz leer und es war, natürlich auch durch Corona bedingt, nicht ohne weiteres möglich, einen neuen Betreiber oder eine neue Betreiberin zu finden. Da meldete sich unsere ev. Kirchengemeinde Leopoldshöhe, mit der die Gemeinde Leopoldshöhe eine gute Nachbarschaft pflegt und fragte an, ob nicht sie das Café übernehmen und mit einem neuen Konzept und vor allem ehrenamtlich betreiben könnte. Die Kirchengemeinde hat dann ein Konzept erarbeitet, dass auch uns im Rathaus überzeugt hat und so konnte das Café auf dem Marktplatz am 16. September 2021 wieder seine Türen für Gäste öffnen. Allerdings sieht das Gebäude heute anders aus. Es hat seine Farbgebung in Orange verloren und erstrahlt heute in einem gedeckten Weiß. Natürlich konnte dann auch der Name nicht „Café Orange“ bleiben. Es heißt heute „Café 104“ und stellt damit einen Bezug zum Psalm 104 dar, der sich auch mit Brot und Wein beschäftigt. Ein Pool von Ehrenamtlichen betreibt nun unter Leitung einer hauptamtlichen Koordinatorin das Café 104, dass in kürzester Zeit wieder zu einem beliebten Treff- und Kommunikationsort für Jung und Alt geworden ist. Eine echte Erfolgsgeschichte, über die ich mich auch persönlich sehr freue.
Beim Thema Café 104 habe ich den Begriff „Ehrenamt“ bereits erwähnt. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, allen Leopoldshöherinnen und Leopoldshöhern zu danken, die sich im vergangenen Jahr und unter den so schwierigen Bedingungen ehrenamtlich engagiert und für Menschen, Projekte und Ideen eingesetzt haben. Das Ehrenamt ist der Kitt, der in einer Gesellschaft so vieles zusammenhält. Danke dafür!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger.
Denken wir noch einmal an den Eingangssatz von Nietzsche über diesem Grußwort. Hindernisse und Schwierigkeiten werden uns auch 2022 nicht erspart bleiben. Aber wir werden diese Stufen ersteigen. Auch 2022 wird uns Einiges abverlangen und ich möchte noch einmal betonen, wie wichtig in diesen Zeiten Solidarität und Mitmenschlichkeit ist und bleibt, um Schwierigkeiten und Hindernisse überwinden zu können.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien und Freunden, auch unter den wieder einmal besonderen Umständen, ein besinnliches, friedvolles und gesegnetes Weihnachtsfest, einen schönen, harmonischen Jahreswechsel und alles erdenklich Gute für das neue Jahr.
Bleiben Sie gesund.
Ihr Bürgermeister
Prof. Dr.-Ing. Martin Hoffmann